Repro-Fotografie – Tipps und Anleitung zum Gemälde fotografieren

Vor einigen Wochen stellte sich mir die Aufgabe eine große Bildersammlung zu dokumentieren und Fotografieren. In diesem Artikel möchte ich die gesammelten Erfahrungen teilen und ein paar Tipps geben, worauf man achten sollte um gerade am Anfang große und zeitfressende Fehler zu vermeiden. Für Profis ist dieser Artikel sicher nicht, aber können natürlich auch gerne ergänzende Tipps in die Kommentare schreiben.

Worum geht es in der Repro-Fotografie?

Die Repro-Fotografie verfolgt das Ziel, Vorlagen bzw. Gegenstände möglichst realitätsnah fotografisch abzubilden. In der Regel geht es um zweidimensionale Vorlagen. Das können Gemälde sein, Fotos, Zeichnungen, Lithografien, Drucke und andere künstlerische Werke. Aber auch Buchseiten, alte Landkarten, Dokumente, Briefmarken oder Fotoalben können Gegenstände der zweidimensionalen Reproduktion sein. Auch Durchlicht-Vorlagen wie Negative, bzw. Dias gehören dazu. Oft handelt es sich um Vorlagen, die einen gewissen emotionalen oder monetären Wert für den Besitzer haben.

Das Fotografieren von Gemälden bzw. Bildern oder Dokumenten stellt den Fotografen vor viele neue Herausforderungen. Wer sich beispielsweise, wie ich, bislang hauptsächlich mit Landschaftsfotografie beschäftigt hat, muss sich erst einmal einiges an neuem Wissen aneignen. Die Künstlerische Freiheit ist in der Repro-Fotografie sehr eingeschränkt, es geht um die möglichst realitätsnahe Abbildung eines Objektes und hat daher auch einen stärkeren handwerklichen Charakter. Der Künstler muss das Foto ansehen und sagen können: ja genau so sieht mein Kunstwerk aus.

Zudem gibt es viele unterschiedliche Motive bzw. Vorlagen, die einen immer wieder vor neue Aufgaben stellen. Ein 2x2m Meter großes Gemälde, dass nicht von der Wand abgenommen werden kann und mit einer Neigung aufgehängt wurde, ist eine ganz andere Aufgabe als beispielsweise eine ungerahmte Zeichnung in Din A5 Größe, die vielleicht schon etwas wellig ist oder gefaltet wurde. Ein ganz andere Herausforderung sind Durchlicht-Vorlagen, aber um die soll es in diesem Artikel nicht gehen.

Das richtige Equipment

Für das Fotografieren von Bildern und Gemälden eignen sich natürlich viele verschiedene Ausrüstungen, verschiedener Marken. Daher ist die vorgestellte Ausrüstung natürlich nur ein Beispiel, das ich verwendet habe und das aus meiner Sicht für ein kleines Repro-Projekt gut funktioniert und die Kosten nicht ausufern lässt.

Ausrüstung
Repro-StativK&F Concept TM2534T Stativbei amazon ca. 130,- Euro*
SoftboxenESDDI Professionelles Fotostudio-Set
2.6M x 3M / 8.5ft x 10ft Hintergrund-
Unterstützungs-System 3X Hintergrund-
gewebe Softbox-Studiolicht Stativstudio lampenschutztasche
bei amazon ca. 160,- Euro*
KameraSony Alpha 7 II | Spiegellose Vollformat-
Kamera ( 24,3 Megapixel
bei amazon*
ObjektivSony SEL-50F18Fbei amazon ca. 170,- Euro*
HelligkeitsmesserDigitale Luxmeter Lichtmessung Beleuchtungsmessgerät LX1010B 100000
Lux mit hoher Genauigkeit
bei amazon ca. 25,- Euro*
SoftwareCapture OneCapture One
BuchRepro-Fotografiebei amazon 4,99 Euro*

Objektiv

Bei der Wahl des Objektivs ist es wichtig darauf zu achten, dass es möglichst verzeichnungsfrei ist. Viele Objektive weisen eine tonnen- oder kissenförmige Verzeichnung auf, die den Bildeindruck verfälscht. Die Verzeichnung lässt sich zwar auch im Post Processing korrigieren, aber das bedeutet zusätzlichen Aufwand und bei der Korrektur gehen Information also Pixel verloren. Aus meiner Sicht ist die beste Lösung ein Objektiv, das von vornherein keine oder kaum Verzeichnung aufweist.

Darstellung der Verzeichnung am 50mm 1.8 Objektiv
Abbildung 1: Hier sieht man, dass das Sony 50mm F1.8 nur eine sehr geringe Verzeichnung aufweist. Quelle: https://www.dxomark.com/Lenses/Sony/Sony-FE-50mm-F18—Measurements

Dies trifft meistens auf die 50mm Objektive zu. Wenn man beispielsweise bei DxOMark die Verzeichnung verschiedener Objektive vergleicht fällt auf, dass diese bei 50mm Objektiven in der Regel besonders gering ausfällt. Meine Wahl fiel daher auch das Sony 50mm FE 1.8, wie man in Abbildung 1 sehen kann, produziert es nur sehr geringfügige Verzeichnungen. Das Objektiv ist bei einem Preis von ca 180 Euro eine gute und gleichzeitig günstige Option. Wer noch etwas mehr Schärfe benötigt kann beispielsweise zu Sigma 50 mm Art greifen, das auch kaum Verzeichnung aufweist, eine bessere Bildqualität liefert aber auch mehr als dreimal so teuer ist. Dies lohnt sich insbesondere, wenn man mit einer höher auflösenden Kamera arbeitet.

Je nach Projekt kann ein 50 mm aber auch fehl am Platze sein. Beispielsweise, wenn sehr große Werke fotografiert werden sollen, und die Bewegungsfreiheit nach hinten begrenzt ist.  Hier muss man auf  ein Weitwinkel zurückgreifen (alternativ ginge noch eine Panorama Aufnahme). Bei sehr kleinen Objekten wie Briefmarken kann man natürlich auch mit längeren Brennweiten und Makroobjektiven arbeiten.

Die Lichtstärke des Objektivs ist unerheblich, da für eine optimale Bildqualität stark abgeblendet wird, beispielsweise auf Blende 8. Hier empfiehlt es sich die Testberichte durchzulesen um zu sehen, bei welcher Blende das Objektiv am besten abbildet. Der Autofokus spielt nur eine kleine Rolle, da sich die Motive in der Regel beim Fotografieren nicht bewegen. Daher kommen auch Objektive mit manuellem Fokus in Frage. Ich würde dennoch zu einem Autofokus Objektiv raten, da sich der Aufwand sonst deutlich erhöht. Der Autofokus darf zwar langsam sein, muss aber natürlich präzise funktionieren.

Kamera Einstellungen

  • Da die Belichtungszeit im Prinzip keine Rolle spielt, kann die Einstellung der anderen Parameter so gewählt werden, dass eine optimale Bildqualität erreicht wird.
  • Der ISO Wert kann auf die niedrigste native Stufe eingestellt werden, meistens ist das ISO 100 um den größtmöglichen Dynamikbereich (Dynamic Range) zu bekommen und das Bildrauschen auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Die Blende kann auf den Wert mit der besten Auflösung (die meisten Linienpaare) eingestellt werden. Bei dieser Blende ist zudem die Vignettierung nur noch sehr gering. Bei den Sony alpha Kameras wäre der A-Modus oder M-Modus geeignet.
  • Um Verwackelungen zu vermeiden ist es trotzt Stativ besser mit einem Fernauslöser zu arbeiten oder die Kamera auf Selbstauslöser zu stellen. Auch beim Auslösen direkt an der Kamera kann es trotz Stativ zu leichten Bewegungen an der Kamera kommen. Gerade, wenn das Stativ weit ausgefahren ist, entstehen schnell kleine Schwingungen.
  • Den optischen Bildstabilisator (OSS; Optical-Steady-Shot) der Kamera kann man ausschalten, was evtl. die Bildqualität noch einmal ein wenig verbessert.
  • Die Aufnahmen sollten immer im RAW Format gemacht werden, damit keine Bildinformationen verloren gehen und um im Nachgang mehr Möglichkeiten bei Nachbearbeitung zu haben.

Position der Kamera

Die Position der Kamera ist von zentraler Bedeutung. Das Objektiv muss senkrecht und Plan zur Vorlage sein und die Objektivmitte muss exakt auf die Mitte der Vorlage zeigen. Dadurch verhindert man eine perspektivisch verzerrte Darstellung der Vorlage auf dem Foto (vgl. Abbildung 2). Hat das Objektiv nicht die optimale Position ergeben sich trapezförmige Verzerrungen, die man hinterher im Postprocessing entfernen muss. Die Entzerrung ist nicht nur unnötiger Aufwand, sie führt auch zu einer geringeren Auflösung.

Bei flach liegenden Vorlagen kann man sich mit einem Bindfaden behelfen, den man am Objektiv befestigt. Da der Bindfaden senkrecht nach unten hängt, kann man erkennen, ob die Kamera richtig ausgerichtet wurde. Auch eine Wasserwage und ein Zentimetermaß helfen Höhe und Position der Kamera und des Bildes zu vermessen und diese wenn nötig anzupassen.

Das Bild hat eine unnatürliche Trapez-Form. Diese entsteht durch eine falsch ausgerichtete Kamera.
Abbildung 2: Hier ist eine trapezförmige perspektivische Verzerrung zu erkennen, die durch ein falsch ausgerichtetes Objektiv (Kamera) entstanden ist. Oben und unten sind die Bildränder halbwegs parallel, links und rechts jedoch nicht.

Beleuchtung

Die Beleuchtung ist bei der Repro-Fotografie ein ganz wichtiger Aspekt. Als Landschaftsfotograf hatte ich damit bislang wenig Berührungspunkte, daher war die Lernkurve hier am steilsten und in den ersten Tagen habe ich viele Fehler gemacht. Eine Option ist natürlich draußen bei gutem Tageslicht, vorzugsweise mit bedecktem Himmel zu fotografieren, aber das wird nur in den seltensten Fällen eine Option sein. Daher ist die künstliche Beleuchtung eigentlich unumgänglich.

Dass man nicht mit Aufsteckblitz fotografieren sollte ist einleuchtend und steht in jedem Artikel zum Thema Repro-Fotografie. Aber wie man die Reflexionen des Stativs verhindert eher nicht. Auch wie man Spiegelungen auf Gemälden mit Öl- und Acrylfarben vermeidet erfordert ein wenig Experimentierfreudigkeit. Dazu mehr im nächsten Kapitel!

Aufbau der Beleuchtung für die Repro Fotografie
Abbildung 3: Die Softboxen sind so aufgestellt, dass sie die Vorlage (Hier der Druck von einem Holzschnitt) im gleichen Winkel beleuchten, damit die Vorlagen gleichmäßig ausgeleuchtet ist und kein Helligkeitsverlauf im Repro-Foto zu sehen ist. Die Gardine ist zugezogen, damit der Lichteinfall durch das Fenster den Helligkeitsverlauf nicht beeinflusst.

Platzierung der Softboxen

Für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Vorlage sollten mindestens zwei Softboxen verwendet werden, besser sind vier. Wichtig ist es darauf zu achten, dass alle den gleichen Abstand und Winkel zur Vorlage haben. Was man schnell übersieht:

Bei zwei Softboxen ist es wichtig, auch die von der Kamera aus gesehen vertikale Verschiebung zur Vorlage zu beachten. Die Mitte der Softbox sollte auch die Mitte des Bildes beleuchten, ansonsten entstehen horizontale Helligkeitsverläufe!

Lichtbegingungen

Zur Kontrolle der Helligkeitsverteilung ist die Lichtmessung mit einem Luxmeter eine Option. Wovon ich dringend abraten möchte ist die Messung der Helligkeit mit einem Smartphone. Es gibt verschiedene Apps, die Vorgeben, die Luxwerte messen zu können. Das funktionierte mit meinem Android Smartphone leider nicht optimal.

Arten von Bildern und spezifische Herausforderungen

Wie weiter oben schon erwähnt: Die Vorlagen in der Pepro-Fotografie sind sehr unterschiedlich. Zum einen in der Art der Vorlage, als auch in der Größe.

Herausforderung Ölgemälde

Bei Bildern die aus Öl- oder Acrylfarben angefertigt wurde, entstehen bei direkter Beleuchtung Reflektionen im Bild. Anders als bei einer Glasscheibe sind die Reflektionen nicht berechenbar, da sich die Farbe nicht plan auf dem Bild, sondern in einer 3D-Struktur ungleichmäßig verteilt auf der Leinwand befindet. Egal in welchem Winkel man die Beleuchtung aufstellt, irgendwo entstehen meistens Reflektionen. Ich bin daher schnell dazu übergegangen diese Bilder nur noch indirekt zu beleuchten, alle anderen Versuche haben sich als unbefriedigend erwiesen. Nur die indirekte Beleuchtung hat ein gutes Ergebnis erzielt. Dazu habe ich die Softboxen 90° von Gemälde weggedreht. Auch bei der indirekten Beleuchtung sollte man auf die gleichen Abstände und Winkel der Softboxen achten.

Spiegelungen durch die Verglasung

Bei verglasten Bildern ist eine direkte Beleuchtung möglich, ein 45° Beleuchtungs-Winkel der Softboxen kann viele Reflektionen verhindern aber nicht alle. Die Verglasung spiegelt dennoch einiges zurück, also auch die Kamera und das Stativ und denjenigen, der die Kamera auslöst (vgl. Abbildung 4). Das ungewollte Selfie kann man einfach mit dem Fern- oder Selbstauslöser beseitigen. Die Reflexionen der Kamera und des Stativs sind etwas schwieriger in den Griff zu bekommen. Hier kommt es auch darauf an, ob man vertikal oder horizontal fotografiert:

  • Bei vertikaler Richtung: Für die Kamera kann man eine Schwarz angemalte Pappe verwenden, die um das Objektiv herum aufgesetzt wird. Das Stativ lässt sich gut mit einem schwarzen Tuch umwickeln.
  • Bei horizontaler Richtung: Hier reichte mir ein großes schwarzes Tuch, dass ich um die Kamera und das Stativ gewickelt habe.
Durch die Verglasung auf der Vorlage entstehen bei der Repro-Fotografie mehrere Reflexionen, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennt.
Abbildung 4: Ein Foto, das bei meinen ersten Versuchen entstanden ist: Durch die Verglasung auf der Vorlage entstehen mehrere Reflexionen, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennt. Auch auf kleinen Kameramonitoren fallen sie nicht auf. Durch die Beleuchtung verursachen Stativ, Pullover, Hände und Uhr auf diesem Foto viele Reflexionen/Spiegelungen, die diese Repro-Fotografie unbrauchbar machen. Fernauslöser bzw. Selbstauslöser, ein optimierter Winkel der Softboxen und ein schwarzes Tuch vor dem Stativ beheben diese Probleme.

Wellige oder gefaltete Vorlagen

Bei ungerahmten Bildern ergeben sich zum Teil noch andere Herausforderungen. Bei einigen Vorlagen hatte ich das Problem, dass diese gewellt waren oder durch vorheriges Falten nicht Plan auf der Oberfläche auflagen. Dadurch ergeben sich Verzerrungen und unscharfe Bereiche im Foto. Bei einigen Vorlagen spiegelte der Druck, da die gewellten Bereiche einen anderen Winkel zur Lichtquelle hatten, wodurch helle Flecken entstanden. In diesem Fall hilft es, auf die Vorlage eine Glas- bzw. Plexiglasscheibe zu legen. Nun muss man zwar mit dem spiegelndem Glas umgehen, aber das lässt sich, wie oben beschrieben gut in den Griff bekommen. Wer noch etwas Budget zur Verfügung hat, kann sich auch eine entspiegelte Glasscheibe kaufen. Das lohnt sich, wenn man mehrere gewellte und geknickte Vorlagen fotografieren will. Evtl. hat man auch ein Bild zuhause hängen, das eine entspiegelte Verglasung hat und kann diese für das Repro-Projekt für kurze Zeit zweckentfremden.

Tipps für die Repro-Fotografie

Platz schaffen

Für die Repro-Fotografie sollte man sich großzügig Platz schaffen. Stativ und Beleuchtung brauchen Raum, gerade auch bei größeren Formaten. Die Bilder bzw. Gemälde müssen auch irgendwo platziert werden ebenso wie der Laptop zur Kontrolle der erstellten Fotos. In beengten Verhältnissen ist das schwierig.

Gleichartige Bilder/Gemälde gruppieren

Wenn man eine große Anzahl von Gemälden, Zeichnungen, Radierungen fotografieren möchte, sollte man diese gruppieren. Zum einen nach Art des zu Reproduzierenden Werkes, zum anderen nach der Größe. Dadurch erspart man sich viel Arbeit. Bei Exponaten gleicher Größe kann die Kamera an der gleichen Position bleiben ohne, dass das Stativ umgestellt oder die Ausrichtung der Kamera korrigiert werden muss. Die Art der Exponate ist besonders mit Blick auf die Beleuchtung wichtig. Die Beleuchtung muss bei Ölgemälden anders aufgebaut werden als bei verglasten Drucken. Durch das vorherige Sortieren der Exponate nach gleicher Größe und Art kann man sich extrem viel Zeit sparen.

Immer wieder Prüfen

Wenn man die ersten Gehversuche in der Repro-Fotografie unternimmt, sollte man permanent seine Fotos kontrollieren. Dazu reicht der kleine Bildschirm an der Kamera nicht aus. Kleine aber ärgerliche Fehler sieht man erst am größeren Bildschirm. In einem Fall verursachte die Spiegelung der Beleuchtung an einem Schrankscharnier eine Reflexion an der Verglasung der Exponate, die auf den Fotos zu sehen war. Das zeigte sich erst bei der Begutachtung am Laptop. Es hat 10 Minuten gedauert um überhaupt das Scharnier als Fehlerquelle zu identifizieren. Hätte ich nicht regelmäßig geprüft, wäre die Arbeit von mehreren Stunden im Eimer gewesen oder nur durch aufwändige Bildbearbeitung zu retten.

Zeit nehmen

Grundsätzlich sollte man sich viel Zeit nehmen. Hektisches Arbeiten verbietet sich alleine schon deswegen, weil die Vorlagen in der Regel wertvoll sind und auf keinen Fall beschädigt werden dürfen. Repro-Fotografie zeichnet sich durch Sorgfalt aus, weniger durch künstlerische Kreativität. 

Umgang mit Exponaten/Vorlagen

Da die Vorlagen oft einen Wert haben ist der sorgfältige Umgang ein Muss. Weiße Baumwollhandschuhe können Schäden an Gemälden, Fotografien und Zeichnungen verhindern, die durch das Berühren der Bildoberfläche entstehen. Essen, Getränke und andere potentiell verunreinigende Quellen verbieten sich von selbst.

Verunreinigungen auf verglasten Bildern entfernen

Dieser Tipp klingt erst einmal banal ist aber nicht unwichtig. Auf verglasten Bildern entwickelt sich mit den Jahren eine relativ gleichmäßige Schicht aus Staub und anderen kleinen Partikeln. Diese Schicht fällt einem nicht sofort auf, da sie meistens gleichmäßig auf dem Glas verteilt ist. Man sollte daher unbedingt mit Glasreiniger den Dreck vor dem Fotografieren entfernen, auch, wenn man denkt, dass das Bild sauber aussieht!

Bildbearbeitung

Meiner Ansicht nach sollte man den Aufbau zum Abfotografieren so gestalten, dass am Ende nur wenig Nachbearbeitung der Fotos notwendig ist. Je nach Aufgabe und Auftrag gehört eine aufwändigere Nachbearbeitung aber auch oft dazu. Beispielsweise wenn Falten oder Flecken in einer Grafik wegretuschiert werden sollen.

Grundsätzlich eignet sich dazu jede bessere Fotobearbeitungssoftware. Ich verwende Capture One für Sony Kameras. Aber auch Lightroom oder Luminar sind sicherlich genauso gut geeignet.

Als grundlegende Minimalanforderung sollte vorhanden sein:

  • Bearbeitung im RAW-Format
  • Das Ausrichten (räumliches Kippen) der Fotos (horizontal und vertikal) um bei einer fehlerhaften Ausrichtung zu korrigieren.
  • Einstellung für den Weißabgleich
  • Freier Zuschnitt der Fotos
  • Belichtung, Kontrast
  • Korrektur der Vignettierung und Verzeichnung des verwendeten Objektivs

Fazit

Wenn man vor der Aufgabe steht, Vorlagen zu digitalisieren, seien es Gemälde für ein Werkverzeichnis oder Seiten aus einem Fotoalbum, ist häufig nicht das Budget für eine professionelle Reprofotografie vorhanden. Das bedeutet: man muss sich selber helfen. Die Repro Fotografie kann sehr zeitfressend werden insbesondere dann, wenn man schlecht vorbereitet ist. Ich hoffe, dieser Artikel hilft dem einen oder anderen die gröbsten Anfängerfehler und Zeitfresser zu vermeiden. Sicher ist diese Anleitung nicht der einzige Weg, wie so oft führen viele Wege nach Rom. Wer Tipps und Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge oder auch Fragen hat, ist herzlich eingeladen zu kommentieren!

6 Gedanken zu „Repro-Fotografie – Tipps und Anleitung zum Gemälde fotografieren“

  1. Was ich noch hinzufügen und empfehlen würde, ist die Nutzung einer Farbkarte! Das ermöglicht die Reproduktion der Farben in den Ausgabeprozessen. Ansonsten guter Artikel und gute Tipps!
    Mick

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  2. Eine solide Anleitung. Zwei Tipps aus eigener Erfahrung: Bei flachen Vorlagen braucht man keine Softboxen, wie man sie in der Porträtfotografie verwendet. Punktuelle Lichtquellen reichen hier und sind häufig sogar besser (weniger Streulicht, daher weniger „Schleier“). Allerdings muss man bei punktuellen Lichtquellen mehr auf die korrekte Ausleuchtung bzw. auf eine Gleichmäßigkeit der Helligkeit achten bzw. dies ggf. via Bildbearbeitung nachregeln.

    Viele Leinwände und Bilder besitzen eine „natürliche“ Verzerrung bzw. sind selten exakt rechteckig. Das sieht man häufig erst am Bildschirm. Ich entzerre daher fast immer künstlich, obwohl ich ein entsprechend gutes Objektiv benutze und obwohl die Originale eigentlich leicht schief sind. Ansonsten gäbe es sicher Klagen.

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  3. Noch ein kurzer Tipp: das exakte Ausrichten der Kamera genau in die Vertikale (präziser: genau lotrecht zum Motiv) ist ziemlich nervig – insbesondere bei Kugelkopfstativen, und gerade wenn, wie vorher schon gesagt, das Motiv nicht als genau rechteckig angenommen werden kann. Und bereits minimale Abweichungen im Winkel können ja zu Unschärfe an den Seiten führen.

    Hier hilft folgender Trick: man lege einen einfachen Kosmetikspiegel auf die Bildunterlage (Boden oder Tisch), und justiere den Kamerawinkel so dass das durch den Kamerasucher im Spiegel sichtbare Bild der Frontlinse genau in der Bildmitte ist. (Die Bildmitte kann man sich ja durch Hilfslinien im Sucherdisplay anzeigen lassen.) Dadurch reduziert sich das „Winkel-Einstell-Problem“ auf ein simples „Motiv-Finde-Problem“, und man spart viel Zeit!

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  4. Ich habe eine Frage zu den Ölgemälden, und zwar zum Satz: „Dazu habe ich die Softboxen 90° von Gemälde weggedreht.“ Wie stehen dann die Softboxen? Nach dem Beispiel in Abbildung 3 aufrecht (und nicht schräg nach unten auf das Bild gerichtet) „face to face“ gegenüber und das Bild liegt dazwischen?

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    • Hallo Thomas, ich bin mir auch gerade nicht mehr ganz sicher, da das Projekt schon eine ganze Weile her ist. Aber ich meine ich habe die Softboxen 90° von der Position in der sie oben im Bild sind nach oben gedreht. Sie haben also schräg gegen die Decke geleuchtet. Dadurch war die Beleuchtung dann indirekt.

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